Glitzerndes Wasser, Vogelgesang und jede Menge grüne Natur: Bei einer Paddeltour von Lübeck an den Ratzeburger See geht es Schlag auf Schlag in Richtung Tiefenentspannung …
Ruhig stoßen wir uns vom Ufer ab und gleiten auf die Wakenitz hinaus. Hier in Lübeck, der UNESCO-Weltkulturerbestadt, beginnt unsere knapp 15 Kilometer lange Paddeltour in Richtung Ratzeburger See. Ziel ist das Wakenitz-Camp, ein Campingplatz mit Kanuverleih, den die Brüder Ole und Eike Krebs gemeinsam mit ihrem Vater betreiben. Die drei- bis fünfstündige Tour ist auch für unerfahrene Paddlerinnen wie mich gut geeignet, denn die Wakenitz fließt wunderbar ruhig dahin. Hier in Lübeck bildet sie einen großen See, der von Villen und Bootshäusern gesäumt ist. Doch davon lassen wir uns nicht ablenken. Die Natur an der Wakenitz wartet auf uns – und die kennen die beiden Betreiber des Kanu-Centers wie ihre Westentasche.
Schon kurz nachdem wir die urbane Szenerie von Lübeck hinter uns gelassen haben, zeigt sich die Wakenitz von ihrer schönsten Seite: Erlenwälder, dichtes Unterholz und sattes Grün, das sich idyllisch über das Wasser wölbt. Nicht ohne Grund wird der kleine Fluss auch „Amazonas des Nordens“ genannt. Mit mir im Boot sitzt der 33-jährige Eike, der Schiebermütze trägt und ruhig und regelmäßig seine Paddel ins Flusswasser taucht. Seinem Bruder Ole scheinen die herbstlichen Temperaturen nichts auszumachen. In kurzem T-Shirt und kurzer Hose sitzt er im zweiten Kanu und paddelt kräftig vor sich hin. Während wir südwärts gleiten, erzählt Eike von ihrem Familienunternehmen. „Unser Vater hat das Unternehmen 1983 gegründet. Begonnen hat er damals mit einem einzigen Kanu! Heute besitzen wir rund 200 Stück, die auf Stationen an Wakenitz, Trave und Schalsee-Kanal sowie auf unsere beiden Campingplätze in Schleswig-Holstein verteilt sind.“
Dass Eike und Ole auf dem Wasser zu Hause sind, lässt sich nicht übersehen. Mit geübten Schwüngen bewegen sie sich über den Fluss und können ihre Kanus sogar seitwärts bewegen. „Paddeln ist die ideale Art des Reisens für mich“, schwärmt Eike. Und Ole: „Man erlebt eine besondere Art der Freiheit auf dem Wasser.“
Je weiter wir kommen, desto ursprünglicher zeigt sich die Natur des echten Nordens um uns herum. Zwischen den hohen Bäumen brechen immer wieder Sonnenstrahlen hindurch, malen helle Flecken auf das Wasser und wärmen uns. Im klaren Wasser entdecke ich eine Barschschule, die sich zwischen den Pflanzen tummelt. Die Natur summt und brummt vor Leben – Libellen tanzen in der Sonne, Schwäne gleiten majestätisch an uns vorbei. „Hier fühlen sich seltene Tiere wohl, und wenn du Glück hast, siehst du sogar einen Eisvogel“, verrät Eike.
Nach fünf gemütlichen Stunden auf dem Wasser erreichen wir unser Ziel: das Wakenitz-Camp in Rothenhusen. Verfehlen kann man die Ausstiegsstelle nicht, da ein großes rotes Zelt mit Sitzgarnituren in Sichtweite steht. Direkt daneben ist ein Kiosk, der Eis und Getränke anbietet. „Man muss nicht bei uns campen, um sich hier auszuruhen“, sagt Eike. „Der Kiosk ist für alle da.“
Dass die beiden Brüder heute alleine mit mir unterwegs sind, ist übrigens die Ausnahme. Normalerweise begleiten sie Gruppen oder Schulklassen. „Wir bieten hauptsächlich die Logistik für das Kanuerlebnis an“, erklärt Ole. Die Brüder kümmern sich um den Transfer der Gäste, stellen die Kanus und lassen sie, nach einer ausführlichen Sicherheitseinweisung, alleine die Wakenitz herunterpaddeln – so können alle den Fluss im eigenen Tempo genießen.
Als wir nach der Ankunft im Camp noch am Anleger sitzen, fällt mir der Abschied von der Wakenitz schwer. Auf meine Frage, ob ich denn wirklich schon alles gesehen habe, schnappen Ole und Eike ihre Paddel und binden die Leinen los. „Steig ein! Der Ratzeburger See ist nur ein paar Meter entfernt und im Abendlicht besonders schön.“